Der Westfälische Frieden by Westphal Siegrid
Autor:Westphal, Siegrid [Westphal, Siegrid]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406683039
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2015-09-02T16:00:00+00:00
Juli 1647
Auf der Grundlage der Abfindungsvereinbarungen mit Frankreich und Schweden sowie der Klärung der Pfalzfrage, des schwierigsten Amnestieproblems, entstanden von März bis Mai 1647 in Osnabrück in Verhandlungen zwischen den Schweden und den kaiserlichen Gesandten insgesamt fünf Entwürfe eines Friedensvertrags (Trauttmansdorffiana), zwei von Seiten der Schweden und drei von kaiserlicher Seite. Sie entsprachen in Einteilung, Reihenfolge der Artikel, zentralen Verhandlungsgegenständen und vielen inhaltlichen Regelungen den späteren Friedensinstrumenten, beispielsweise zur Pfalzfrage, zu den Satisfaktionsregelungen mit Schweden, zu den Rekompensbestimmungen für Brandenburg oder zu den konfessionellen Verhältnissen in den Reichsstädten. Zudem enthielten sie wesentliche Festlegungen hinsichtlich des Reichsreligionsrechts, so die von den Protestanten erstrebte Gleichberechtigung mit den katholischen Reichsständen, die Bestätigung des Augsburger Religionsfriedens mit dem Verfahren der gütlichen Einigung (amicabilis compositio) bei künftigen Auseinandersetzungen, den Geistlichen Vorbehalt für katholische und protestantische Kirchengüter sowie die Festlegung auf das neue Normaljahr 1624.
Die Entwürfe waren ein Resultat der militärischen Lage. Da mit dem Ulmer Waffenstillstand die kaiserliche Partei fast völlig allein stand, agierte Trauttmansdorff mit dem Rücken zur Wand. Seine Zugeständnisse an die Schweden und die Protestanten waren nur noch zum Teil mit dem Kaiser und den katholischen Reichsständen abgestimmt. Die Zusammenführung der erzielten Ergebnisse mit den noch offenen Reichsfragen und ungeklärten Punkten in der Satisfaktion der ausländischen Kronen brachte den Abschluss des Friedens jedoch nicht voran, zumal die Schweden die Reichsangelegenheiten nutzen wollten, um ihre Satisfaktionsvereinbarungen zu verbessern, und darauf beharrten, sich mit Frankreich abzustimmen. Die Gesandten der protestantischen Reichsstände, die im Prinzip mit den erreichten Regelungen einverstanden waren, gedachten auf der Basis der mit Trauttmansdorff erzielten Ergebnisse mit den katholischen Reichsständen eine Einigung in der Religionsverfassung herbeizuführen. Da Trauttmansdorff zudem in den schwierigen französisch-spanischen Verhandlungen vermitteln sollte, wurden die Zusammenkünfte Ende Mai 1647 nach Münster verlegt. Für weitere kaiserlich-französische Gespräche entwarf die kaiserliche Seite einen neuen Gesamtentwurf des Friedens in zwei Fassungen (11./12. Juni 1647), der den Mediatoren überreicht wurde. Auch die katholischen Reichsstände erhielten Mitte Juni einen neuen Gesamtentwurf, verfasst auf der Basis der kaiserlichen Textvorschläge vom 30. Mai 1647, die nur zum Teil die Zustimmung der Schweden gefunden hatten. Trauttmansdorff verband mit den kaiserlichen Entwürfen die Bitte, möglichst rasch zuzustimmen. Er drängte in den folgenden Wochen auf einen schnellen Abschluss der Verhandlungen mit den beiden ausländischen Kronen und ließ sich deshalb auf immer mehr Kompromisse ein. Alle Punkte der Friedensentwürfe wurden gleichzeitig in den Verhandlungen erörtert, und Trauttmansdorff drohte, um einen Abschluss zu erzwingen, mehrmals mit seiner Abreise. Aber trotz aller Kompromisse stimmten weder die Schweden noch die Franzosen den kaiserlichen Friedensentwürfen schnell zu. Auch die katholischen Reichsstände ließen mit ihrem Gutachten auf sich warten.
Am 16. Juli 1647 reiste der kaiserliche Prinzipalgesandte tatsächlich aus Münster ab. Die Forschung geht davon aus, dass er zwar resigniert hatte, es aber nicht seine Absicht war, die Friedensverhandlungen abzubrechen. Er war schon mehrmals an den kaiserlichen Hof zitiert worden und hatte den anderen kaiserlichen Gesandten bereits Ende Juni 1647 eine umfassende Verhandlungsvollmacht ausgestellt. Nichtsdestotrotz gerieten die Verhandlungen durch seine Abreise in eine Krise; Ende Juli ging es an keiner Stelle mehr voran. Die französisch-spanischen Verhandlungen waren wegen zentraler Streitpunkte wie der Portugalfrage festgefahren.
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